AUSBILDUNG

wendet sich an Menschen, die mit dem Schauspiel beginnen möchten oder mit Dreharbeiten noch keinerlei Erfahrung haben, also an Anfänger. In aufeinander aufbauenden Kursen können sie alle wichtigen Elemente und Aspekte der filmschauspielerischen Arbeit kennenlernen und erproben.


DIE KUNST ZU HANDELN 1

Der schlechte Schauspieler tut so als ob, der gute handelt

Der Filmschauspieler ist in erster Linie ein handelndes Ich, er handelt vor der Kamera und Handlung ist die Grundlage der dramatischen Kunst. Eine Darstellung wird nur authentisch, wenn die Kamera einen Menschen aufnimmt, der nicht so tut, als wäre er jemand anderes, sondern der als Ich tatsächlich agiert. Deshalb ist der Filmschauspieler ein Handlungskünstler und Handeln steht am Anfang der Ausbildung. Was Handlung alles impliziert, was es bedeutet, ein Handlungskünstler zu sein, wie vielschichtig und komplex Handlungsebenen verlaufen, ist Inhalt dieses Basismoduls.

WAHRNEHMUNG/WIRKUNG

Nur wer sich selbst kennt, kann sich in andere verwandeln

Der Schauspieler ist sein eigenes Instrument und so wie ein Musiker ein gutes Gehör braucht, braucht der Schauspieler eine präzise Wahrnehmung. Er muss sich der Wirkung von Gesten, Körpersprache und Mimik, von Tonfall und Auftreten bewusst sein und zwar allgemein und auch ganz konkret was die eigene Wirkung betrifft. Nur so kann, was er zu verkörpern und auszustrahlen beabsichtigt, auch beim Zuschauer ankommen. Deshalb ist die Schulung der Wahrnehmung grundlegend. Anhand vielfältiger Übungen und dem Studium der eigenen Erscheinung mittels Videoaufzeichnungen plus anschließender Analyse wird der angehende Schauspieler mit sich und seinen Wirkungsmöglichkeiten vertraut.

DIE KUNST ZU HANDELN 2

„Der Charakter des Menschen ist sein Schicksal“ – (Heraklit)

Der Filmschauspieler muss viele Handlungsweisen beherrschen und sich darin schulen. „Überzeugend“ muss man sein können, genauso wie „bedrohlich“, „einfühlsam“, „eiskalt“, „ironisch“, „liebenswert“ usw. Die Liste ist lang. Der normale Mensch kommt in seinem Leben mit einer Handvoll solcher Charaktereigenschaften aus, doch ein Schauspieler, der Charakterdarsteller sein und in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen will, muss viel mehr solcher Handlungsweisen beherrschen. Und so wie man eine Sportart oder ein Instrument erlernt, so lernt man Handlungsweisen: durch Übung. Aufbauend auf die ersten zwei Kurse wird hier die Kunst des Handelns vertieft und das bisher gelernte praktisch angewandt.

ERSCHLIESSUNG DER ROLLE

Ein gutes Drehbuch ist keine Gebrauchsanleitung für Schauspieler, sondern ein dynamisches Gefüge von Ursache und Wirkung

Oft scheitert eine gute Darstellung bereits am Verständnis der Rolle. Drehbuchlesen will also gelernt sein. Deshalb ist der gekonnten Drehbuch- und Rollenanalyse ein eigener Schwerpunkt gewidmet. Kennt man die Disposition seiner Figur, seine Ängste und Defizite, seine Kompensationsmöglichkeiten, seine Gewohnheiten und Idiosynkrasien, kann man seine Gedanken lesen und mit ihm Sym- und Antipathien teilen, dann weiß man, welche Handlungsweisen dem Charakter entsprechen. Dann verkörpert man diesen Menschen indem man in seinem Sinn handelt. Und dann – da man ja gelernt hat zu handeln - steht einer berührenden, einfühlsamen und packenden Darstellung nichts im Wege. Anhand konkreter Beispiele wird gezeigt, wie sich der Schauspieler die Rolle aus dem Drehbuch heraus aneignen kann, welche kreativen Möglichkeiten er dabei hat, und was er beachten muss, um als Charakter authentisch zu bleiben.

SPRACHE IM FILM

"Jeder Mensch hat seine eigene Sprache" – Novalis

Eine Sonderform des Handelns beim Film ist das Sprechen – der Dialog. Mit Worten wird viel mehr vermittelt als der bloße Textinhalt - es wird auf der zwischenmenschlichen Ebene gehandelt, Vergangenheit wird preisgegeben, Wesenszüge klingen an, der Charakter offenbart sich. Anders als beim Theater ist beim Film der Schauspieler nicht sein eigenes Verbreitungsmedium, sein Sprechen dient ausschließlich seinem Handeln, deshalb stellt der Film andere Ansprüche an die Sprache des Schauspielers als das Theater. Sich der subtilen Unterschiede der eigenen Sprechweise bewusst zu werden, ist Voraussetzung für sprachliche Gestaltungsmöglichkeit. Sich den bewussten Umgang mit Text und Subtext zu erarbeiten ist deshalb Schwerpunkt dieses Kurses.

ANEIGNUNG DER ROLLE

Nachdem man sich durch aufmerksame Analyse des Drehbuchs die Rolle erschlossen, den Charakter, den man verkörpern soll, kennengelernt und seine Motive und Nöte verstanden hat (siehe „Erschließung der Rolle“), dann ist es an der Zeit, in die Rolle zu schlüpfen. Aus dem „sie“ oder „er“ der dritten Person, wird die erste Person: „ich“. Jetzt geht es nicht mehr darum, die Rolle zu analysieren und zu bewerten, jetzt müssen ihre Auffassungen, Beweggründe und ihre Logik übernommen werden. Das ist ein entscheidender Schritt in Richtung einer authentischen Darstellung. Nur wenn man die Wirklichkeit mit den Augen der Figur sieht, ergibt sich daraus die notwendige Schlüssigkeit im Handeln begleitet von wahrhaftigen Gefühlen.

SELBSTOFFENBARUNG

Wen nimmt die Kamera auf? Den Schauspieler. Seine Augen, seine Nase, seinen Mund – es wird auch seine Angst, seine Hoffnung, seine Sehnsucht sein. Was sollte die Kamera sonst aufnehmen. Und aus diesem Grund ist jede schauspielerische Darbietung immer auch ein Stück weit Selbstoffenbarung. Fehlt diese oder ist nicht wahrhaftig, dann bleibt die Verkörperung flach und leblos. Doch nicht selten stehen einer kraftvollen Selbstoffenbarung die eigenen Ängste und Schutzmechanismen im Wege. Wie man sich öffnen kann, wie aus den eigenen „negativen“ Gefühlen Ressourcen werden, wie aus Verdrängtem kostbares Material wird, das wird in diesem Seminarblock erarbeitet.

PRAXIS AM SET

In einem Meer von Technik braucht der Filmschauspieler eine Insel der Wahrhaftigkeit

Hier geht es um den Drehalltag, um all die vielen kleinen Dinge der Praxis, die einen nicht irritieren und einschränken sollen, sondern mit denen man richtig umzugehen gelernt hat. Ob es die „Marken“,„Anschlüsse“ oder das „richtig im Licht stehen“ sind, alles was selbstverständlich zum Drehen dazugehört, wird präsentiert und geübt bis am Ende dieses Blocks das tatsächliche Erarbeiten einer Szene steht. Diese Szenen, die inszeniert, gedreht und geschnitten werden, sind eine mögliche Grundlage für das eigene Demoband, mit dem es in die Arbeitswelt hinaus geht.

Voraussetzung zur Teilnahme an diesem Kurs ist, dass die vorangegangenen absolviert wurden.